Muine Heume
Meine Heimat
Jui prohlt den Rhuin un suine Wuine,
jui der Weser greunen Strand,
jo jeuder Minske prohlt dat suine,
- eck lowe mui muin Lipperland.
Wat ligt et dor seo wunnernett,
os wort eun eunzig Bleomenbett;
in'n Sunnenschuin seo lecht un scheun,
man kann sick garnich satt dran seuhn.
Keun anner Land dat kümmt'n gluik,
et es de Kreon in'n duitsken Ruik.
Suih mol de Soot, de greunen Wiesen,
de duistre Waold in suiner Pracht,
do stoht de Bäume slank os Riesen
un lowet Gott un suine Macht.
Wost diu suin Wesen recht verstohn,
dann most diu frech no'en Holte gohn ;
wenn owwern Weg de Reihbock springt,
de Draossel in'ne Buske singt,
dann geuht düer't Holt seo'n frommen Grius,
es wor de Waold eun Goddeshius.
Bist diu mol up de Berge stiegen
un häst den graoten herman seuhn ?
Do könnt de annern doch nich tiegen,
de hät nich mol nen Externstoin.
De Ruihn met suiner Lurelui,
dat es de ruine Flunkereu,
de Jumfer met den güllnen Hoor,
dat Minsken is doch garnich doer.
Un hunnert stunne kannst diu gohn,
seo'n Hermann suihst diu neuernt stohn !
Wennt Winder wird in iusen Lanne
un Holsken gift anstatt de Scheoh,
dann kümmt de Mann met widden Sanne
un stroijet olle Wege teo.
Wenn dann de Jungens Nüde knackt,
de Modder leckern Pickert backt,
un in'er Stoben üm'en Disk de Kinner
sit't seo fraoh un frisk,
dann frog eck nicks no Broen un Wuin,
dann möcht eck in'er Heume suin.
Do sind de Minsken nao seo innig
un nich seo dreuge os'en Pinn,
de Wuiweslui seo leuw un sinnig,
do es'n warmes Herten in.
Wenn dui eunmol seo'n wacker Luit
recht nüipe in'e Aogen suiht
und dui met ehren soiten Mund anlacht
seo recht van Hertensgrund,
dann kannst diu reusen owert Meer,
dat Kind vergettst diu nimmermehr.
Van oll den Wouern duitsker Tungen
klang mui keun eunziget seo wert
un keunt es mui int Herte drungen,
os wat de Modder us hat lehrt.
Drückt mui mol euner warm de Hand
un deit seo fründlick, seo bekannt
un sägt seo wacker "diu" teo mui
un froget glück: " Wo geuht et dui?"
Dann werd et mui seo warm teo Sinn,
dann weut eck, dat eck heume sin .
Du lobst den Rhein und seine Weine,
du lobst der Weser grünen Strand,
ein jeder Mensch der lobt das seine,
- - ich lobe mir mein Lipperland !
Wie liegt es da so schön und nett,
als wär’s ein einzig Blumenbeet - -
im Sonnenschein, so hell und schön,
man kann sich garnicht satt dran sehn.
Kein andrer Ort der mir bekannt,
verdient die Kron’ im deutschen Land.
Sieh mal die Saat, die grünen Wiesen,
den dunklen Wald in seiner Pracht,
da stehen schlanke Baumesriesen
und loben Gott in seiner Macht.
Willst du sein Wesen gut verstehn
musst du in diese Wälder gehn,
wo übern Weg der Rehbock springt
und in dem Busch die Drossel singt,
- - dies sendet fromme Grüße aus
als wär der Wald ein Gotteshaus.
Bist du mal auf den Berg gestiegen,
auf dem der Hermann steht alleine ?
- - Da können andre garnicht gegen,
die ham nicht mal die Externsteine.
Der Rhein mit seiner Lorelei,
das ist die reinste Flunkerei ;
die Jungfrau mit dem goldnen Haar,
das Wesen ist ja garnicht da.
Da kannst du hundert Stunden gehn,
so’n Hermann siehst du nirgends stehn !
Wenn’s Winter wird in unsrem Lande,
es Holzschuh gibt statt Lederschuh,
dann kommt ein Mann mit weißem Sande
und streut die ganzen Wege zu.
Wenn dann die Jugend Nüsse knackt,
die Mutter leckren Pickert backt,
und in der Stube um den Tisch
die Kinder sitzen froh und frisch,
dann frag ich nicht nach Fleisch und Wein
- - dann möcht ich in der Heimat sein.
Da sind die Menschen noch sehr innig,
und nicht so trocken wie ein Pinn,
die Frauen sind so lieb und sinnig,
da ist ein warmes Herze drin.
Wenn dir einmal so’n schönes Wesen
ganz tief in deine Augen sieht
und du am süßen Mund gelesen,
daß dies vom Herzensgrund ersteht,
dann kannst du reisen übers Meer,
- - das Kind vergisst du nimmermehr.
Von all den Wörtern deutscher Zungen
war mir kein einziges so wert
und keins ist mir ins Herz gedrungen
wie das was Mutter uns gelehrt.
Drückt mir mal einer warm die Hand
und ist so freundlich und bekannt
und sagt ganz munter "du" zu mir
und fragt sofort :"Wie geht es dir ?"
- - Dann wird es mir so warm im Sinn
- - ich weiß, daß ich zuhause bin.
Lippisch-Platt von August Bollhöfer
Freie Übersetzung von Erwin Nagel